ImPuls-Mitte – Seit 6 Jahren gelebte Bürgerbeteiligung!

Nach einer fast zweijährigen Aufbauarbeit und vielen Gesprächen und Begegnungen mit Menschen und Organisationen in den beiden Hamburger Stadtteilen Hamm und Horn wurde die Bürgerplattform ImPuls-Mitte 2007 gegründet. ImPuls-Mitte gehören aktuell zehn Gruppen und Organisationen an. Beteiligt sind unter anderem verschiedene Kirchengemeinden, eine Einrichtung der Behindertenhilfe, eine Ortsgruppe eines Verkehrsclubs, eine Familienbildungsstätte sowie ein wachsender Kreis aktiver Einwohnerinnen und Einwohner. Von Anfang an sind auch eine Moschee und die zugehörige muslimische Frauengruppe Mitglieder der Bürgerplattform.

In den beiden Stadtteilen Hamm und Horn im Hamburger Osten leben jeweils rund 38.000 Menschen. Hamm, einst ein gutbürgerlicher Stadtteil und bei wohlhabenden Kaufleuten beliebt, wurde nach nahezu vollständiger Zerstörung im 2. Weltkrieg vor allem von Wohnungsbaugenossenschaften wieder aufgebaut. Das Resultat: viele kleine Wohnungen und wenig Wohnraum für Familien. Die Horner Bebauung ist gekennzeichnet durch massive vierstöckige Backsteinblöcke. Hier leben viele Menschen mit Migrationshintergrund, Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose.

Den Menschen aufs Maul geschaut – aus Anliegen werden Projekte!

Es darf auch gern mal schräg sein – eine Rampe für alle

Umfragen und Diskussionsveranstaltungen brachten es an den Tag: Die Treppe an der U-Bahn-Station war für viele, gerade mobilitäts-eingeschränkte Menschen nicht nur ein ärgerlich, sondern ein unüberwindliches Hindernis und machte oft große Umwege erforderlich. Ziel der Bürgerplattform war es, hier einen barrierefreien Weg zu erreichen. Verhandlungen mit den Entscheidungsträgern auf Bezirksebene, Besuchen von Bezirksversammlungen und Einzelgespräche hatten Erfolg: Ende 2009 konnte der Bau einer Rampe als eine »echte Erleichterung« mit den Bürgern gefeiert werden. Ein Mitglied der Plattform formulierte seine Erfahrungen so: »An diesem Beispiel habe ich Demokratie gelernt«.

Grünflächen

Über einige Jahre wurde das Thema Grünflächen, insbesondere die Situation eines Parks im Stadtteil Hamm bearbeitet. Der Hammer Park ist ein beliebtes Wohnort nahes Erholungsgebiet und als solcher auch viel frequentiert. Vielfach gab es Klagen über den Zustand des Teichs, eine öffentliche Toilette im Bereich des großen Spielplatzes fehlte ganz. Gerade für Mütter, die regelmäßig zum Spielplatz kommen, ein unhaltbarer Zustand. Am Ende zahlreicher Verhandlungen und Diskussionen gab es auch hier bezahlbare Lösungen: der Teich wurde entschlammt und in Stand gesetzt und in Sachen Toilette wurde ein mehrstufiges Verfahren erreicht: Zunächst einmal öffnete eine Cafe-Besitzerin ihre Toilette für alle, mittlerweile gibt es ein öffentliches WC.

Mehr Sicherheit im Wohngebiet

Drogenhandel im Horner Wohngebiet, bevorzugt auf Spielplätzen und auf dem Gelände einer Kirche; ein Zustand, der niemandem gefällt. »Wir können unsere Kinder nicht mehr alleine auf den Spielplatz gehen lassen«, so die Sorge einer Mutter, stellvertretend für viele.

Durch die Zusammenarbeit mit der Polizei und Vertretern der SAGA / GWG (die größte städtische Wohnungsbaugenossenschaft Hamburgs) konnten konkrete Verbesserungen erreicht werden. Inzwischen hat sich die Situation deutlich entspannt und die Einrichtung eines Nachbarschaftstreffs neben einem Internet-Café erhöht die Sicherheit messbar. Im Nachbarschaftstreff sind vor allem Mitglieder der muslimischen Frauengruppe aktiv. Ihre Angebote treffen den Nerv der Kinder und Jugendlichen, das Gebiet rund um den Treffpunkt wird durch Präsenz belebt und dadurch deutlich sicherer.

Daneben konnten auf einer Mieterversammlung Verbesserungen im Bereich der Wohnsituation (z.B. Müllentsorgung) mit Entscheidungsträgen der städtischen Wohnungsbaugenossenschaft verabredet werden. Original-Ton einer Vertreterin der muslimischen Frauengruppe: »Das hätte ich nie gedacht, dass ich das schaffe, dem Chef zu sagen, wie die Situation ist. Das macht mich stolz und ich werde weiter machen«.

Ein Bildungsprojekt für Kinder im Stadtteil Horn

Viele türkischstämmige Mütter leben schon seit ihrer Kindheit in Deutschland. Ihnen ist einerseits bewusst, wie wichtig eine qualifizierte Bildung für ihre Kinder ist, andererseits fühlen sie selbst nur begrenzt in der Lage, helfend eingreifen zu können. Da das Leben in diesem Quartier zudem durch z.B. eine schwierige Wohnungssituation auf engem Raum oder durch offenen Drogenhandel zwischen den Wohnhäusern erschwert ist, war den Eltern ein Angebot in einem geschützten Rahmen wichtig.

Impuls-Mitte suchte und fand Partner, bis die Ganztagsschule das Projekt abgelöst hat. Und was zunächst als ein »Angebot zur Hausaufgabenhilfe« begann, entwickelte sich zu einem Bildungs- und Beteiligungsprojekt für Eltern und Kinder. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Unterstützung der Grundschulkinder nur dann nachhaltig Erfolg zeigen kann, wenn die Eltern mit im Boot sind.

Das Ergebnis: Aus den Überlegungen wurde ein konkretes Angebot, umgesetzt zweimal wöchentlich in den Räumlichkeiten einer katholischen Kirchengemeinde. Hier können Kinder zwischen 6 und 13 Jahren ihre Hausaufgaben mit ehrenamtlicher Unterstützung erledigen und gemeinsam spielen.

Die Mütter werden durch regelmäßige Treffen aktiv in die Arbeit der Plattform eingebunden und können ihre Anliegen immer wieder in die große ImPuls-Runde einbringen. »Früher haben wir an Türen angeklopft und es wurde uns nicht aufgemacht. Durch ImPuls-Mitte sind uns die Türen geöffnet worden«, beschreibt eine muslimische Frau ihre Erfahrungen.

Kooperationen entwickeln

Durch die gemeinsame Arbeit in der Plattform lernen sich Einrichtungen und Menschen im Stadtteil besser kennen, die Grundlage für weitere Projekte. Einige Beispiele: Aus einer Raumanfrage der muslimischen Frauengruppe bei einer Tageseinrichtung für Menschen mit Behinderung hat sich eine regelmäßige Zusammenarbeit mit gemeinsamen Veranstaltungen und Treffen (Back-Nachmittage, gemeinsame Gemeindefeste usw.) entwickelt. Durch die Vernetzung untereinander ist auch das »Café Ursprung« entstanden. Hier stellt die ev.-method. Kirche ihre Räumlichkeiten der Mitgliedsgruppe alsterdorf assistenz ost für den Betrieb eines Cafés zur Verfügung. Das Cafe wird von Menschen mit Behinderung organisiert und ist zu einem beliebten Treffpunkt für im Stadtteil sowie auch für die Mitglieder der Plattform geworden.

Das war längst noch nicht alles – Mit neuen Themen in die Zukunft

Aktionsteam Verkehr

Anfang des Jahres 2012 konstituierte sich ein neues Aktionsteam mit einem Anliegen, das vielen unterschiedlichen Menschen und Menschengruppen am Herzen liegt: das Aktionsteam Verkehr. Hauptanlass dafür waren Hinweise, dass im Bereich einer belebten Kreuzung in Horn die Grünphase für Fußgänger zu kurz sei. Hiervon sind natur gemäß Menschen, die aus vielerlei Gründen nicht zu den schnellsten der Bevölkerung gehören (Senioren, Mütter mit Kindern, Körperbehinderte usw.) am meisten betroffen.

Recherchen, konkrete Verkehrsbeobachtungen und Befragungen von Passanten ergaben, dass tatsächlich der Maßstab bei der Verkehrsplanung nur die Kraftfahrzeuge nicht aber Fußgänger oder Fahrradfahrer waren. Ein nicht hinnehmbarer Zustand. Was folgte waren Gespräche und Verhandlungen, untermauert von konkreten Zahlen, Fakten und Beispielen (es gibt nichts Überzeugenderes, als ein Foto von einer alten Dame mitten auf einem Fußgänger-Überweg, umzingelt von fahrenden Autos). Die bereits existierenden guten Kontakte zur Polizei aus der Behandlung anderer Themen waren und sind natürlich hilfreich. Inzwischen ist die Ampelschaltung zugunsten einer längeren Grünphase für die Fußgänger und mit einer zusätzlichen Signalanlage für Menschen mit Sehbehinderung neu geschaltet worden.

Bedarfsgerechtes Wohnen im Stadtteil

Wohnen ist in ganz Hamburg ein großes Thema, so auch natürlich auch in Hamm und Horn. Die zentrumsnahe Lage der beiden Stadtteile lässt die Mieten in den letzten Jahren kontinuierlich steigen. Die Folge: Es besteht ein hoher Bedarf an bezahlbaren Wohnungen.

Derzeit wird eine erste Analyse erstellt über die politischen Instrumente und die Verteilung der Zuständigkeiten und Kompetenzen zwischen Bezirk und Senat bei der Planung und Durchführung der Projekte sowie die Rolle weiterer Akteure (z.B. Saga / GWG). Diese Informations- und Recherchephase soll zur Erarbeitung realistischer Vorschläge führen, die dann mit den Entscheidungsträgern verhandelt werden können. Gleichzeitig werden Erfahrungsberichte von wohnungssuchenden Mitgliedern gesammelt, um die Lösungsvorschläge insbesondere bei der Planung behinderten- und familiengerechter Wohnungen weiter zu konkretisieren.

Aktionsteam Carl-Petersen-Straße

Im Stadtteil Hamm gibt es eine Einkaufsstraße mit kleinen Läden zur Nahversorgung. Mehrere der dort ansässigen Geschäfte mussten in den letzten Jahren schließen und standen danach zeitweise länger leer. Das Aktionsteam möchte den sich abzeichnenden Niedergang stoppen und sich dafür einsetzen, diese Straße lebens- und liebenswerter zu gestalten. Dazu gehört es, Ideen umzusetzen wie die überfällige Instandsetzung der Wege, eine bürgerfreundliche Gestaltung der Radwege, Entschleunigung des Durchgangsverkehrs, Parkraumregelungen und Schaffung von Zonen, die zum Verweilen einladen. Dazu werden Bürger befragt, Kooperation mit den Geschäftsleuten und Grundeigentümern gesucht sowie in Verhandlungen mit dem Bezirksamt Hamburg-Mitte angestrebt.

Wer, wenn nicht wir – unser Slogan

Im März 2013 hat ImPuls-Mitte seine überregionale Anbindung geändert und ist seit Herbst 2013 Mitglied beim FOCO e. V.

Eine Bürgerplattform lebt von seinen Mitgliedern und deren Engagement. Die Erweiterung der Plattform durch neue Mitgliedsgruppen ist uns deshalb ein wichtiges Anliegen. Aus unseren bestehenden Mitgliedsgruppen und zukünftig weiteren bekommen wir immer wieder neue Impulse.

Impuls-Mitte
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© ImPuls-Mitte März 2014