Was ist Community Organizing?

Kopfgrafik_Jubilaeum2013

Community Organizing (im Folgenden: CO) stammt ursprünglich aus den USA. Der Begründer des CO ist Saul David Alinsky (1909-1972), ein radikaler demokratischer Bürgerrechtler. Seit einigen Jahren finden CO, bzw. Elemente des CO auch Verbreitung und Anwendung in Deutschland und Europa.

Vereinfacht lässt sich CO als aktivierende Beziehungsarbeit zum Aufbau von Bürger-Organisationen definieren, etwa in einem benachteiligten Stadtteil. CO verfolgt das Ziel, Bürgerinnen und Bürger zusammen zubringen, damit diese für ihre eigenen Interessen eintreten und eine nachhaltige Verbesserung ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen u. ä. durchsetzen. Dies kann nur gelingen, wenn Bürgerinnen und Bürger Macht (Power) gewinnen; deshalb will CO möglichst viele Menschen und Gruppen zusammenbringen.

Meist folgt CO dabei einem  drei- bzw. vierphasigen Organisationszirkel: Zuerst werden persönliche Einzelgespräche mit Betroffenen geführt (one-on-ones; vgl. auch aktivierende Befragungen), um die Menschen z.B. in einem Stadtteil und ihre Wertvorstellungen, ihre Träume und Probleme kennen zulernen. Nach einer großen Versammlung, bei der die Ergebnisse veröffentlicht  und interessierte Menschen zusammen kommen, werden mit einer sich daraus bildenden Aktionsgruppe Nachforschungen und Analysen angestellt (research). Die Arbeitsgruppe erarbeitet Lösungen für die identifizierten Probleme. Schließlich werden eine oder mehrere Aktionen geplant und durchgeführt (action). Dabei geht CO – unterstützt von professionellen OrganizerInnen – durchaus strategisch wie taktisch vor und scheut auch nicht Konflikte.

Im Unterschied zu Bürgerinitiativen wird in einem Organizing-Prozess angestrebt, dauerhafte BürgerInnen-Organisationen aufzubauen, die nachhaltig Strategien ausformulieren, soziale Konflikte kenntlich machen, Aktionen durchführen und mit Machthabenden verhandeln können. Ziele sind dauerhafte Veränderungen sowie partizipatorische Strukturen, um Demokratie mit Leben zu füllen.

Saul D. Alinsky schreibt dazu im Buch “Reveille for Radicals” (1974, S. 46-47): „Das Volk ist der Motor, die BürgerInnenorganisationen sind die Getriebe. Die Macht des Volkes wird durch die Getriebe ihrer eigenen Organisationen übertragen und die Demokratie schreitet vorwärts … Demokratie ist eine Lebensweise und nicht ein Formel, die man in Gelee konserviert. Sie ist ein Prozess – ein pulsierender, lebendiger Schwung der Hoffnung und des Fortschritts, der stets nach der Erfüllung seines Ziels im Leben strebt – der Suche nach Wahrheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde.“ (eigene Übersetzung).