Mehr oder weniger Community Organizing?

von Hille Richers, 2002

Es gibt in Deutschland bisher nicht das CO Projekt .

Vielmehr werden Methoden und Haltungen aus dem Community Organizing mehr oder weniger stark in verschiedene Arten von sozialer oder politischer Arbeit eingeflochten. Bei der Gegenüberstellung in dieser Tabelle  geht es nicht um gut oder schlecht, es geht um die bewußte Nutzung von Freiräumen und Potenzialen und  auch um die Klärung möglicherweise unterschiedlicher Ziele.

Bei CO geht es vor allem um

  • das Organisieren von demokratischer (Gegen)Macht
  • das Fördern von direktem, eigenverantwortlichem demokratischen Handeln ( und Einflußnehmen)

Community Organizing in der sozialen Arbeit:
Im Spannungsfeld zwischen den Polen:

  • Selbstorganisation/ Aufbau einer mächtigen Organisation– denn nur organisiert können Benachteiligte nachhaltig etwas einfordern !
  • Spürbare, materielle Verbesserungen erreichen– das Aktiv sein muß sich lohnen – Benachteiligung muß  wirksam begrenzt werden!
  • Persönliches Wachstum ermöglichen/ Erfahrung von Ohnmachtsüberwindung

 

 Elemente des CO  …….weniger CO  ……mehr CO
 Machtanalyse  ….besser nicht thematisieren….  Klares Herausarbeiten von Interessen-unterschieden und Machtverhältnissen
 Kultur der öffentlichen Beziehungen  Beziehungen sind eher privat oder vertraulicher Natur  Persönliche Beziehungen sollen und wollen im Gemeinsamen Interesse politisch genutzt werden
 Eigeninteresse  Es wird das getan, was nötig ist bzw. was Fachleute für nötig halten  Ausgangspunkt ist immer nur das Eigeninteresse (der Betroffenen)
 Konflikte  Konflikte besser vermeiden oder schnell vermitteln ( runde Tische schaffen…)  Konflikte sind eine Chance- ohne Konflikte kann keine Organisation wachsen !
 Strategie und Taktik  Das tun, was einem gerade einfällt- und was zu gehen scheint…Kurzfristige Planung  Längerfristig planen- die eigene Macht und die des Gegners analysieren und entsprechend, berechnend handeln
 Phantasievolle, ungewöhnliche Aktionen  Briefe schreiben, um Gespräche bitten, anrufen……Aktionen ?????  Aktionen als Elixier !Aktionen machen Spaß- ohne sie kann eine Organisation nicht wachsen
 Breites ( BürgerInnen-)Programm  Ein Ziel, das erreicht werden soll ( Ein-Punkt-Aktivitäten)  Möglichst breites, längerfristiges Programm-als gemeinsame Basis für die Organisation
 Eigene Organisation/ Selbstorganisation  Nicht so wichtig-( nicht möglich ??)  Zentrale Bedeutung- eigener Name, eigene Räume, lokale Führungspersonen… als Identifikation und Aktivierungsmotor…
 Eigene finanzielle Mittel  Nicht so wichtig- (nicht möglich ???) Die eigene Organisation sollte den Leuten schon etwas wert sein. Z.B. Mitgliedsbeitrag
 (Breite) Bündnisse Konzentration auf direkte, unmittelbare Probleme vor Ort  In der Zusammenarbeit mit anderen Organisationen Macht und Einfluß  vergrößern- größere Themen angehen können
 Rolle des/der Professionellen HelferInDienstleistungen anbieten

FürsprecherIn ( Anwältin)

VermittlerIn

Zentrale Bezugsperson

 Tue nichts, was andere selbst tun können..ProvokateurIn/ AktiviererIn

HintergrundarbeiterIn- keine Außenvertretung

KonfliktverdeutlicherIn- KonfliktschürerIn (??)

Coach für lokale Führungspersonen

Arbeitsblatt FOCO c/o Hille Richers, Roncallistraße 40, 52351 Düren, Mai 2002